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Warum es eine schlechte Idee ist, den Templergraben jetzt wieder für Autos freizugeben.

Neuigkeit Hintergrund 06.03.2022

Der Mobilitätsausschuss hat am 17. Februar beschlossen, den Templergraben während des Brückenneubaus auf der Turmstraße “nach Möglichkeit” nicht für Kfz freizugeben. Ziel ist, dass der Verkehr weiträumig umgeleitet wird, um eine Verkehrsverlagerung in die Innenstadt zu verhindern. Grundlage für die Entscheidung ist ein Gutachten zur Verkehrsführung während der Baustelle Turmstraße; dieses wurde in dieser Sitzung vorgestellt. [2]

Was steht im Gutachten?

Hierzu heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Aachen: “Von einer Öffnung des Templergrabens riet der Gutachter ab. Denn es bestünde die Gefahr, dass sich das Verkehrsaufkommen dort um das Dreifache gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie und vor der Sperrung für das Reallabor Templergraben erhöhen würde – auf bis zu 20.000 Fahrzeuge pro Tag.” [1] Zum Vergleich: Derzeit fließen über die Brücke Turmstraße rund 30.000 Fahrzeuge pro Tag. [3]

Weiterhin geht aus der Präsentation hervor, dass sich durch die Durchfahrtsbeschränkung für Kfz am Templergraben (ohne weitere Ausschilderung einer Umleitung) sich der Verkehr auf den Außenring sowie auf den östlichen Alleenring verlagert. Dies soll durch ein Umleitungskonzept weiter optimiert werden, sodass der Verkehr möglichst auf den Toledoring, den Pariser Ring und die Vaalser Straße verlagert wird. Die kleinräumige Umleitungsstrecke über die Professor-Pirlet-Straße und den Seffenter Weg könnte den restlichen Kfz-Verkehr (ca 12.000-15.000 Kfz/Tag) mit einigen Anpassungen aufnehmen. [3]

Eine Aufhebung der Durchfahrtsbeschränkung für Kfz am Templergraben hingegen würde dazu führen, dass große Teile des Kfz-Verkehrs statt auf den Außenring auf den Grabenring verlagert werden würde: Im Vergleich zum beschlossenen Szenario würde die kleinräumige Umleitungsstrecke über die Professor-Pirlet-Straße nur um ca 3.000 Kfz/Tag entlastet werden, während die Kfz-Belastung auf 20.000 Kfz/Tag am Templergraben steigen würde. [3] Aus diesem Grund wird von dieser Variante der Verkehrsführung abgeraten.

Das Gutachten sieht noch eine Notfall-Lösung vor, den Templergraben in eine Richtung (Wüllnerstraße bis Königstraße) für Kfz zu öffnen, falls die Pläne zur Umleitung über die Professor-Pirlet-Straße sich als nicht ausreichend herausstellen sollten. Dies wäre allerdings mit Auswirkungen ähnlich wie oben beschrieben verbunden und somit nur als Notfallplan zu verstehen.

Unser Fazit

Eine “Öffnung” des Templergrabens für Autos käme einer Schließung des Grabenrings für Radfahrende und dem ÖPNV gleich. Die Belastung für Zufußgehende und Anwohnende wäre enorm. Nicht zuletzt wäre die Aachener Innenstadt deutlich schlechter zu erreichen - auch mit dem Auto.

So sind im Ausschuss die Grünen, SPD, Linken und Zukunft dem Rat des Gutachers gefolgt; CDU und FDP stimmten dagegen. Weiterhin gibt es trotz dieser Faktenlage einige Rufe, den Templergraben als Umleitungsstrecke vorzusehen. Prominent geschieht dies in der Aachener Zeitung durch den Autor Robert Esser; zuletzt mit dem Argument, den Aachener Einzelhandel zu retten.

Quellen

[1] Pressemitteilung der Stadt Aachen vom 18.02.2022, https://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/pressemitteilungen/bruecke_turmstrasse_verkehrsfuehrungskonzept.html

[2] Vorlage FB 61/0351/WP18, https://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=24844

[3] Präsentation des Gutachtens im Mobilitätsausschuss vom 17.02.2022

Weitere Informationen

Templergraben

Durch unseren Bürgerantrag ist der Templergraben autofrei. Gemeinsam mit dem AStA, der Stadt Aachen und vielen weiteren studentischen & städtischen Initiativen wollen wir den autofreien Templergraben beleben. Macht mit!

Living lab: Templergraben (en)

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